Donnerstag, 23. April 2020

Deutschland, unverwundbar

Ich erinnere mich an Diskussionen vor langer, langer Zeit, da war die Rede davon, dass langsame Öffnungen von systematischen Testungen auf Covid und einem systematischen Rückverfolgen von Ansteckungsketten begleitet werden sollte. Habe ich etwas überhört, oder ist davon wirklich nicht mehr die Rede? Ich bin nicht scharf auf Tracking-Apps, aber wir, die wir den ganzen Tag mit eingeschaltetem GPS herumlaufen, sind auch jetzt schon nicht wirklich nicht getrackt … Wie dem auch sei. Ich bin extrem verwirrt. Es ist wie das schöne physikalische Gesetz (wie hieß das nochmal?): Lockerungen auf der einen Seite müssten, damit es funktioniert, mit einer viel strengeren Einhaltung der Kontaktsperre auf der anderen Seite einhergehen. Lockerung auf beiden Seiten heißt: Wir werden die langen Sommernächte beim zweiten, diesmal ernsthaften Lockdown eingesperrt verbringen (siehe F, ES, IT). (Ein Euphemismus für exponentielles Anwachsen der Ansteckungsfälle und, ja, derer, die daran sterben.) Und die Schulen (wirklich keine Frage, bei der es ein einfaches Ja oder Nein gibt), aber: Man hätte sagen können, okay, die schwarze Null, die ja erstmal für die Schulmisere verantwortlich ist, ist eh gekippt, jetzt stecken wir richtig Geld rein: technologische Ausstattung, Hygiene, Fortbildungen im Fernunterricht … Wenn schon nicht für jetzt, dann für die Zukunft. Und ein bisschen schon für jetzt. Nein. Es wird geöffnet, ohne ernsthafte Maßnahmen ergriffen zu haben, und es wird einfach so weitergehen mit der Schulmisere. Bloß nicht am System rütteln. Massenhaft Tests? Zu teuer, sagen Sie? Unter dem Strich wird das, was jetzt kommt, wesentlich teurer werden. Mir kommt es vor, als wäre man vom eingeschlagenen Weg des trial & error einfach auf den Weg „try the worst thing, although you know it better“ abgebogen. Wahrscheinlich denkt Deutschland immer noch, es sei unverwundbar.

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