Dienstag, 25. Januar 2022

Laterne, Laterne

 „Quer“denkern mit wissenschaftlichen oder moralischen Argumenten begegnen zu wollen, ist völlig sinnlos, nicht, weil sie so unwissenschaftlich oder unmoralisch oder dumm wären – sondern weil es hier gar nicht um Wissenschaft geht, nicht um Covid, nicht um Masken, nicht um Impfpflicht. Die Pandemie ist allenfalls ein Auslöser, weil sie tiefe Ängste berührt und kollektive Traumata an die Oberfläche spült (so sie je darunter waren). Der „Quer“denker-Diskurs ist, denke ich, deshalb für so viele attraktiv, weil er historische „Entschuldung“ verspricht, anders gesagt, die Relativierung der Naziverbrechen, insbesondere die Relativierung der Shoah. „Impffaschismus“; „wir sind die Juden von heute“, „die Impfkampagne ist der größte Genozid der Menschheit“ – es geht darum, sich als          „eigentliche“ Opfer darzustellen,  so wie schon die Eltern, Großeltern, Urgroßeltern nach 1945 (damals Bomben, Hunger). Ja, ich denke, das ist der eigentliche Grund, der diese „Spaziergänger“ mit ihren Lampions (und alle ihre Vorgänger) auf die Straße treibt. Wenn es also irgendein Argument gäbe, dann das, den Irrsinn dieser Vergleiche deutlich zu machen – was aber wiederum ebenfalls sinnlos ist, denn es geht ja darum, diese Vergleiche „endlich laut aussprechen zu dürfen“. Quite ratlos und scared.

(Aktualisierung vom 11.5.2020)