Camerons Argumentation, Juncker sei ja nicht direkt gewählt
worden und müsste deshalb nicht notwendigerweise EU-Kommissionpräsident werden, macht mir klar, WIE gefährdet
Demokratie in Europa ist. Und zwar von ihren (offensichtlich scheinbaren) Vertretern
selbst. Und ich muss annehmen, dass Europa die Probebühne für weitere Vorstöße dieser Art
auf nationaler Ebene darstellt. Nehmen wir doch mal die letzte Bundestagswahl
als Beispiel: Die CDU war bekanntlich mit Angela Merkel als Kanzlerkandidatin
angetreten und hatte zwar nicht die absolute, aber doch eine satte Mehrheit.
Und dann hätte sie es sich nach der Wahl anders überlegt und, sagen wir, Pofalla zum
Bundeskanzlerkandidat ernannt und ihn
den Abgeordneten zur Wahl gestellt. Alles wäre legal gewesen -- schließlich hat
niemand die Kanzlerkandidatin direkt gewählt -- aber was für ein politischer
Skandal! Wahlbetrug im großen Stile -- in minder großem Stile ist man ja schon daran
gewöhnt; ein paar (offensichtlich ebenso scheinbar) unverrückbare Konventionen gab es jedoch bisher noch. Es ist in der Wirtschaft schon lange so, dass ganze
Heerscharen von Anwälten darauf angesetzt werden, Steuerschlupflöcher zu finden
und gangbar zu machen. Wenn nun auch die Politiker
der bürgerlichen Parteien damit anfangen, nach legalen Mitteln zu
suchen, Demokratie auszuhöhlen, läuft das wohl auf eine Schlupflochdemokratie hinaus.
Politisches Vertrauen schaffen geht anders.
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