Vor ein paar Tagen war die Senkung der GEZ-Gebühr um
37 (oder so) Cent ein ausführliche Nachricht in der Tagesschau (oder so) wert. Ich
zahle seit Anfang des Jahres 200 % mehr Gebühren und hatte noch nie einen Fernseher
(tagesschauen tu ich manchmal bei meiner Freundin, die ihre Gebühren für den
Fernseher immer regulär gezahlt hat, so wie ich meine für mein vielgenutztes
Radio): 37 cent weniger sind in dieser Hinsicht der blanke Hohn. Wie wär es,
statt die Schnäppchenjägermentalität
noch anzufeuern, mit dem zusätzlichen Geld wieder ein Programm zu machen, dass
das Attribut „Qualität“ verdient? In dem
auch mal (Radio) eine Stunde gesprochen wird, ohne dass alle 10 Minuten die
Lieblingslieder des Gesprächspartners abgespielt werden? Oder gar ein Thema
über mehrere Tage fortgeführt und vertieft wird (alle reden doch von
Nachhaltigkeit)? Ah, und schön wäre auch mehr als eine halbe Stunde pro Woche eklektische
Literaturthemen auf Deutschlandradio Kultur. Ok, es gibt den Büchermarkt, der,
wie der Name sagt, dem Verkauf dienen soll. Es gibt einmal die Woche die Lesezeit
(noch eine halbe Stunde). Ja, ich bin ungerecht, die Hörspiele. Ich hätte aber gerne:
Gespräche über Literatur, zeitgenössische Poesie, Theorie, Beiträge zur
Philosophie (aber Philosophie hat man ja hierzulande nicht mal in der Schule). Ich
kann in erster Linie fürs Radio sprechen, wie gesagt. Eigentlich zahle ich
meine Beiträge für die Katz, denn ich höre fast nur noch France Culture. Das
ist Radioqualität! Hier wird ganz offensichtlich nicht der Quote nachgerannt. Oder
die Quote sieht anders aus. Zum Fernsehen fällt mir nur ein, dass ich neulich bei
meiner Freundin Kulturzeit einschaltete. Ich war entsetzt: 80% der Beiträge
hätte man sich sparen können, so belanglos oder oberflächlich behandelt waren
sie, vorzugsweise mit suggestiver Hintergrundmusik garniert.
Habe ich als Minderheit mit Anspruch nicht auch das
Recht, von den öffentlichen Medien bedient zu werden? Wer Seichtheit will, hat doch
mehr als genug Auswahl! Außerdem glaube ich gar nicht, dass ich eine Minderheit
bin. Ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten Menschen Qualität erkennen
und schätzen. Vielleicht nicht von selbst. Aber indem man in vorauseilendem
Gehorsam den Einschaltquoten der privaten Sender hinterherhechelt und die Messlatte
von vorneherein tief setzt, schraubt man die Qualitätsspirale herunter. Bloß
niemanden überfordern. Immer schön sparen. War da nicht die Rede von
Bildungsauftrag? Dazu fällt mir die Frau ein, die, etwas über sechzig, in einem Hotel Barockmusik
hörend Nachtschichten schob und erzählte, sie habe früher auch nur die Stücke
gehört, die jeder hört, dann habe vor ein paar Jahren angefangen, abseits des
allzu Bekannten zu recherchieren, sich einzuhören. „Und wenn man damit anfängt,
verliert man die Angst, auf einmal traut man sich, einen Schritt weiter zu
gehen und noch einen … und entdeckt, dass es möglich ist!“ Ja, lieber
öffentlicher Rundfunk: es wäre möglich, wenn man nur wöllte ... Geld ist ja
jetzt da.
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