Montag, 13. Januar 2014

Stuttgarter Notizen III

 
Nagold unterm Regenbogen

Just als ich im „Ländle“ ankam, war die homophobe Petition des Herrn Stängle (oder so) in die Öffentlichkeit gelangt. Eigentlich wollte ich mich damit nicht beschäftigen. Ich hätte gerne gesagt: Nehmt ihn nicht so ernst, er kommt aus einer finsteren Gegend, das produziert finstere Gedanken, er hat ein ernsthaftes Problem mit seiner Sexualität, mit seinem Geschlecht, seiner Religion. Vielleicht ist er suizidgefährdet?
Leider ist so ein Herr aber auch ein geistiger Brandstifter, und wenn über 100.000 seine Petition unterschrieben haben, macht das etwas mit dem gesellschaftlichen Klima. Als in Frankreich vor einem Jahr der homophobe Mob auf die Straße ging, nahm homophobe Gewalt nachweislich zu. Eine solche Petition, die man übrigens argumentativ leicht in der Luft zerreißen kann, stärkt jenen den Rücken, die Angst und Hass verbreiten gegen alle, die von der heterosexuellen Norm abweichen. Und von all den hanebüchenen Argumenten, die man sich im Internet antun kann, habe ich meine „liebsten“ herausgesucht: 1) Ein Problem zu benennen verschärfe demnach das Problem noch. Ah ja. Sexuelle Gewalt zum Beispiel sollte man demnach lieber verschweigen, sonst wird sie nur noch schlimmer … 2) Man solle einzelne Gruppen nicht überbetonen. Fangen wir doch mal mit der heterosexuellen Gruppe an. Die wird ja nun wirklich überbetont, in der Werbung, in Filmen, in (nicht nur) Schulbüchern. Apropos Schulbücher. Die hätte Herr Stängle (oder so) wahrscheinlich gerne statischer. Wie in den 50er Jahren vielleicht: Papa geht arbeiten, Mama hütet die Kinder und schmeißt den Haushalt, stellt abends die Pantoffel für Papa unter den Tisch … oder denkt er an Schulbücher von vor den fünfziger Jahren?
Es gibt eine Gegenpetition, die findet man hier.

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