Dienstag, 31. Dezember 2013
Finde den Fehler
Die Börse verzeichnet in 2013 ein Rekordhoch, und in Kambodscha streiken TextilarbeiterInnen für 80 $ mehr im Monat.
Montag, 23. Dezember 2013
Im Land der Schnäppchenjäger (mein persönlicher Wunschzettel)
Vor ein paar Tagen war die Senkung der GEZ-Gebühr um
37 (oder so) Cent ein ausführliche Nachricht in der Tagesschau (oder so) wert. Ich
zahle seit Anfang des Jahres 200 % mehr Gebühren und hatte noch nie einen Fernseher
(tagesschauen tu ich manchmal bei meiner Freundin, die ihre Gebühren für den
Fernseher immer regulär gezahlt hat, so wie ich meine für mein vielgenutztes
Radio): 37 cent weniger sind in dieser Hinsicht der blanke Hohn. Wie wär es,
statt die Schnäppchenjägermentalität
noch anzufeuern, mit dem zusätzlichen Geld wieder ein Programm zu machen, dass
das Attribut „Qualität“ verdient? In dem
auch mal (Radio) eine Stunde gesprochen wird, ohne dass alle 10 Minuten die
Lieblingslieder des Gesprächspartners abgespielt werden? Oder gar ein Thema
über mehrere Tage fortgeführt und vertieft wird (alle reden doch von
Nachhaltigkeit)? Ah, und schön wäre auch mehr als eine halbe Stunde pro Woche eklektische
Literaturthemen auf Deutschlandradio Kultur. Ok, es gibt den Büchermarkt, der,
wie der Name sagt, dem Verkauf dienen soll. Es gibt einmal die Woche die Lesezeit
(noch eine halbe Stunde). Ja, ich bin ungerecht, die Hörspiele. Ich hätte aber gerne:
Gespräche über Literatur, zeitgenössische Poesie, Theorie, Beiträge zur
Philosophie (aber Philosophie hat man ja hierzulande nicht mal in der Schule). Ich
kann in erster Linie fürs Radio sprechen, wie gesagt. Eigentlich zahle ich
meine Beiträge für die Katz, denn ich höre fast nur noch France Culture. Das
ist Radioqualität! Hier wird ganz offensichtlich nicht der Quote nachgerannt. Oder
die Quote sieht anders aus. Zum Fernsehen fällt mir nur ein, dass ich neulich bei
meiner Freundin Kulturzeit einschaltete. Ich war entsetzt: 80% der Beiträge
hätte man sich sparen können, so belanglos oder oberflächlich behandelt waren
sie, vorzugsweise mit suggestiver Hintergrundmusik garniert.
Habe ich als Minderheit mit Anspruch nicht auch das
Recht, von den öffentlichen Medien bedient zu werden? Wer Seichtheit will, hat doch
mehr als genug Auswahl! Außerdem glaube ich gar nicht, dass ich eine Minderheit
bin. Ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten Menschen Qualität erkennen
und schätzen. Vielleicht nicht von selbst. Aber indem man in vorauseilendem
Gehorsam den Einschaltquoten der privaten Sender hinterherhechelt und die Messlatte
von vorneherein tief setzt, schraubt man die Qualitätsspirale herunter. Bloß
niemanden überfordern. Immer schön sparen. War da nicht die Rede von
Bildungsauftrag? Dazu fällt mir die Frau ein, die, etwas über sechzig, in einem Hotel Barockmusik
hörend Nachtschichten schob und erzählte, sie habe früher auch nur die Stücke
gehört, die jeder hört, dann habe vor ein paar Jahren angefangen, abseits des
allzu Bekannten zu recherchieren, sich einzuhören. „Und wenn man damit anfängt,
verliert man die Angst, auf einmal traut man sich, einen Schritt weiter zu
gehen und noch einen … und entdeckt, dass es möglich ist!“ Ja, lieber
öffentlicher Rundfunk: es wäre möglich, wenn man nur wöllte ... Geld ist ja
jetzt da.
Donnerstag, 29. August 2013
Mittwoch, 28. August 2013
Semantische Verschiebungen in Zeiten des Fundamentalistischen Kapitalismus (55)
Heute: beschäftigen
"Anleger beschäftigt die Lage in Syrien."
(Valerie Haller, ZDF Tagesthemen, 26.8.2013)
"Anleger beschäftigt die Lage in Syrien."
(Valerie Haller, ZDF Tagesthemen, 26.8.2013)
Samstag, 24. August 2013
rechts fischen gehen
Eine Wittenauer Eigentümergemeinschaft lässt anwaltlich
einen Spielplatz sperren, damit syrische Kinder aus dem angrenzenden
Flüchtlingsheim ihn nicht benutzen. (Die Kinder der Eigentümer werden nach dem
Abitur eine von MamiPapi finanzierte Weltreise unternehmen, weil sie ihren
Horizont erweitern wollen).
Herr Friedrich spricht von einer Besorgnis erregenden Zahl
Flüchtlinge in Deutschland. Stimmt, es ist Besorgnis erregend, dass so viele
Menschen auf der Welt ihr Zuhause fluchtartig verlassen müssen. Schaut man sich
die Zahl der Flüchtlinge an, die in den an Syrien angrenzenden Ländern
aufgenommen werden (nur um beim Beispiel Syrien zu bleiben), so mutet die Zahl
von 5000 syrischen Flüchtlingen, die laut Friedrich aufgenommen werden könnten, angesichts
der über zwei Millionen Flüchtlinge, die in die Nachbarländer Syriens
geflohen sind, geradezu lächerlich an. Angesichts der weltweit fast 9 Mio.
Flüchtlinge (für 2012 laut Pro Asyl) ist es obszön und menschenverachtend, bei geschätzten(!)
100.000 Anträge in Deutschland für 2013 (von denen die Hälfte vermutlich
abgelehnt wird) von Besorgnis zu reden. Wahrlich keine neuen Einsichten,
trotzdem fachen Biedermänner und Hetzer wie Friedrich Feuer an ultrarechten Rändern
und – längst wieder (?) – Zentren an. Auf Stimmenfang gehen, nennt man das in Wahlkampfzeiten wohl ...
Donnerstag, 22. August 2013
Es ist da!
oder wie heißt diese interplanetare Luft
Gedichte
dtv premium
München 2013
www.dtv.de
Das Klirren eines
Glascontainers am Samstagnachmittag, eine nächtliche Fahrt mit der Straßenbahn,
ein Wecker, ein Giebel - in Odile Kennels Gedichten sind es die zufälligen und
alltäglichen Ereignisse und Dinge, in denen die Erfahrung von Transzendenz
aufblitzt, "für einen Moment, und nur weil wir es wollen." In acht Kapiteln
erkundet sie in einer spielerischen Mischung aus Reflexion und Staunen unsere
Existenz, scheut Themen wie Liebe und Sterben nicht, lässt aber
auch Taschendiebe,
Meteorologen oder Waldrappe
auftreten. Es sind Texte, die mal erzählend, mal sprachverspielt daherkommen,
immer aber getrieben sind von Rhythmus und
Klang. Ihre Gedichte eröffnen einen
immer wieder überraschenden, frischen Blick auf unsere Gegenwart – wach und voll
einprägsamer Beobachtungen.
Aktuelle Lesungen finden Sie unter "In eigener Sache" auf diesem Blog!
Donnerstag, 1. August 2013
Im Westen nichts Neues
In der
Schlange in der Bar Jeder Vernunft, hinter mir, eine Frau: „Vorher haben wir in
Hamburg gewohnt, aber ich habe auch schon in Frankfurt, München, Köln gewohnt,
also alles in Deutschland außer Berlin.“
(2000)
In der
S-Bahn zwei junge Frauen, Landeshauptstadtraten
(die eine offenbar aus Berlin, die andere zu Besuch):
- Was ist
die Hauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern?
- Von Mecklenburg-Vorpommern?
Da wohnt doch keiner. Da gibt’s doch nur Seen und Nazis.
- Und von
Sachsen?
…
- Nee, echt
jetzt, das weißt du nicht? Ist ’ne voll schöne Stadt.
- ’ne schöne
Stadt? Gibt’s in Ostdeutschland schöne Städte?
(2013)
Montag, 29. Juli 2013
Digitale Gewohnheiten (2)
Auf dem Weg zum See höre ich, wie eine junge Frau (etwas
über zwanzig) zu einem ebenso jungen Mann sagt: „Ach, ich muss dir noch diese
abgefahrene Sage erzählen.“ Na, denke ich, in dem Alter liest man heutzutage Sagen,
hätte ich nicht gedacht. Die Frau beginnt zu erzählen, in einer
Detailverliebtheit, die mich irritiert, bei wem das Schwert an welcher Stelle
des Körpers eindringt etc. etc. Bis ich begreife, dass sie keine gelesene
Geschichte erzählt, sondern Bilder beschreibt, die sie gesehen hat, die
vermeintliche Sage war ein Computerspiel oder Film … Später am See sagt eine
andere, ebenso junge Frau, als sie einen Freund trifft: „Ich dachte, ich suche
dich per Standort, aber nun hab ich dich ja so gefunden.“
Montag, 1. Juli 2013
Ach, echt?
Im Zug unterhalten sich ein Niederländer und eine Deutsche,
beide um die 50. Sie kommen auf das deutsch-niederländische Verhältnis zu
sprechen, und der Mann erklärt der Frau, warum seine Vorfahren die Deutschen gehasst
hätten: „Sie haben alles plattgebombt.“
Die Frau: „Ach, echt?“ Und nach kurzem Überlegen: „Ja, ein
Krieg ist immer ein Problem, das wissen wir alle.“
Abonnieren
Posts (Atom)