Montag, 20. Februar 2012

Ausgesprochen frühreif …

… muss der neue alte Präsidentschaftskandidat Joachim Gauck gewesen sein, schenkt man Philipp Rösler Glauben: „ … wenn Joachim Gauck dann berichtet, wie er 50 Jahre darauf warten musste, nicht nur fast 2 Jahre auf andere Sachen, sondern 50 Jahre auf die erste freie Wahl …“
Ich nehme an, Rösler meint März 1990, und Herr Gauck ist 1940 geboren, das bedeutet, ihn haben Milch und Spiele damals nicht interessiert, nein, auf die ersten freien Wahlen hat er gewartet, vom ersten Tag seines Lebens an, unglaublich! Nationalsozialismus, Besatzungszonen, DDR, alles eins, der Kleine wollte einfach nur: freie Wahlen! Was aber meint Rösler mit „andere Sachen“?

Sonntag, 19. Februar 2012

Was will uns der Dichter damit sagen?

Warum gibt es in Stadtbezirksstatistiken eigentlich immer (ganz prominent und neben der Rubrik "Einwohner") die Rubrik "Ausländer" und "Ausländer in Prozent"? Mich interessiert viel mehr: Hundebesitzer, Halter von Vierradantrieben, Anteil an Radwegen ... Zähl ich als Ausländer oder als Einwohner? Und in welcher Straße liegt eigentlich "Prozent"?

Mittwoch, 15. Februar 2012

Un ami qui vous veut du bien

„In diesen entscheidenden Zeiten haben wir nicht den Luxus für diese Art von Protest“, sagt der griechische Ministerpräsident Lukas Papademos. Genau. Weil in einer marktkonformen Demokratie die Wirtschaft (wer war das noch mal?) besser weiß als der Staat (und reden wir lieber erst gar nicht vom Parlament), was gut für die Bürger ist.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Eine Linie fürs Leben

Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich eines Tages facebook verteidigen würde. Nein, nicht verteidigen, aber mich nicht auf die Seite der Kritiker schlagen würde, sofern hier von Seite die Rede sein kann, Äpp wird das ja heute genannt, ein Äpp namens Timeline. Ich verstehe einfach nicht die Aufregung um diese so genannte Neuerung auf Facebook. Ein Angriff auf die Privatsphäre, heißt es, als ob irgendetwas an Facebook bisher privat gewesen sei, zumal, wenn man von den 570 Facebook-Freunden 25 persönlich kennt. Als ob irgendetwas im Netz privat sein könnte. Das ist wahrscheinlich das zugrunde liegende Missverständnis: Niemand stellt etwas ins Netz, damit es privat bleibt. Privat ist ein Notizbuch, ein Brief, vielleicht noch eine an eine bestimmte Person gerichtete Mail – jedes dieser Medien kann jedoch auch unfreiwillig öffentlich gemacht werden, insofern hat man sich schon immer überlegen müssen, was man aufschreibt und somit preisgibt, und was nicht. Es ist in meinen Augen (die vielleicht etwas altmodisch sind) ungeheuer peinlich, was Facebook-Nutzer manchmal ins Netz stellen (ich rede hier von erwachsenen Nutzern, bei Kindern und Jugendlichen ist das noch einmal eine andere Diskussion), und dies hier ist ein weiteres Missverständnis: Facebook ist kein Abend mit besten Freunden in der Kneipe, an dessen Folgemorgen man lieber nicht wissen will, was man zu fortgeschrittener Stunde über sich preisgegeben hat. Das Gute an der Kneipe ist, dass die anderen das auch nicht mehr so genau wissen; das zumindest Bedenkenswerte an Facebook oder jeder anderen Form der (mittels des Alphabets oder vergleichbarer Hilfsmittel festgehaltenen) Öffentlichkeit, ist, dass jeder es nachlesen kann – jetzt schon. Es wird um des Gelesenwerdens Willen bei Facebook so getan, als seien geschriebene Worte Mündlichkeit. Und was die Preisgabe von Informationen angeht: Jeder hat das Leben gelebt, das er vorgibt gelebt zu haben. Warum geben die meisten Facebooknutzer brav ihr Geburtsdatum, ihren Geburtsort, ihren Beruf an? Ein Reflex aus der analogen Welt? Eitelkeit? Mangel an Spieltrieb? Wenn Timeline am Ende Hyperrealität wäre (ist), was hätten Werbeplaner und wer auch immer sich dieser Funktion bedient dann noch davon? Warum erfindet der gläserne Mensch nicht seine eigene Transparenz? Und was heißt hier „zwingen“: Niemand wird gezwungen, facebook zu benutzen, niemand wird gezwungen, Informationen preiszugeben. Und wenn Timeline ohne bestimmte Basisinformationen nicht auszukommen meint, bleibt immer noch der Austritt (ist ein Facebook-Austritt möglich? Zumindest kann mein sein Konto unsichtbar machen und es nicht weiter benutzen). Wie wäre es mit einem massenhaften Austritt? Das wäre doch mal etwas: Facebook, berühmt dafür, nicht unbeteiligt am Ausbruch diverser Revolutionen gewesen zu sein, wird von seinen eigenen Nutzern in die Knie gezwungen.